Die Deckensaison hat begonnen und damit auch die unendlich oft wiederkehrende Frage, was am besten zu tun ist...

Weil wir wissen, wie schrecklich nervenaufreibend die täglich wiederkehrenden Fragen:

"Habe ich jetzt die richtige Decke drauf gemacht?"

oder "Mist, das Wetter ist doch anders als vorhergesagt. Bestimmt schwitzt mein Pferd jetzt!" oder

"Alle haben schon eingedeckt. Friert mein Pferd jetzt, muss ich auch eindecken?"

sein können, haben wir eure häufigsten Fragen zum Thema gesammelt und möchten im Folgenden mit dem Teilen unserer Erfahrungen versuchen, ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen. 

Vorab ist es uns ein besonderes Anliegen, für die Tatsache, dass unsere Pferde ebenso individuell wie wir Menschen sind, Bewusstsein zu schaffen. So, wie eine Stallkollegin ab allem unter 18° C bereits die Winterjacke, Schal & Mütze im Einsatz hat, während eine andere noch im Shirt unterwegs ist, haben auch unsere Pferde ein sehr individuelles Kälte- und Wärmeempfinden. Die einen frieren eher, die anderen schwitzen schneller, jedes Pferd schiebt, unter anderem auch rassebedingt, unterschiedlich dichtes Fell und so kommt es, dass es schwierig und auch nicht sinnvoll ist, pauschale How-to-Rug-Anleitungen zu entwickeln, die universell gelten. Dennoch gibt es Richtwerte und wertvolle Tipps, die helfen, die Bedürfnisse des eigenen Pferdes besser zu verstehen, so wie es auch Produkte gibt, die ein möglichst breites Spektrum abdecken, um das eigene schlechte Gewissen bzw. hoch frequentiertes Hinterfragen reduzieren zu können.

Im Folgenden teilen wir unsere Erfahrungen und Tipps mit euch, die wir selbst dank Pferdehaltung unterschiedlichster Art und vielzähliger umfassender Produkttests über die letzten Jahrzehnte hinweg sammeln durften. 

Ab wieviel Grad sollte welche Decke drauf und wie sollte die Temperatur fürs Pferd darunter sein?

Eine pauschal gültige Antwort darauf gibt es nicht - so gerne wir sie selbst hätten.
Wir empfehlen, sich in etwa an diesen Werten zu orientieren:

Wichtig ist: beobachtet eure Pferde.
Habt im Kopf, dass sie ein individuelles Temperaturempfinden haben.
Das, was für die Boxennachbarn/Weidepartner richtig ist, ist es nicht zwingend auch für euer Pferd.

Grundsätzlich gilt auch: wir neigen dazu, die Pferde zu warm einzudecken.
Wer nicht geschoren hat, kommt häufig eine lange Zeit mit einer guten 0g-Decke (mit integrierter Zwischenschicht) oder einer 50g-Decke aus.

Insbesondere für die kritische Übergangszeit könnt ihr hier mehr lesen: Übergangszeit: Viele Wetter - welche Decke?

Warum überhaupt eindecken? Pferde haben in der Natur ja auch keine Decken

RICHTIGES EINDECKEN

  • reduziert die Ausprägung des Winterfells
  • schont den Stoffwechsel
  • unterstützt ein stabiles Körpergewicht
  • schützt die Rückenpartie 
  • entspannt die Muskulatur
  •  verkürzt die Trocknungsphasen am Ende des Trainings

>> Hier geht's zum ausführlichen Blogbeitrag: Eindecken: Warum, wann und wie?

Grundsätzlich muss die Entscheidung, einzudecken und aus welchem Grund immer individuell bewertet werden. Es gibt kein pauschales Richtig oder Falsch! Viele Pferde und Situationen brauchen keine Decke, das ist richtig. Beachtet bei pauschalen Aussagen "dagegen" aber bitte stets: "Pferde in der Wildnis" können immer selbst entscheiden, wo und wie sie sich aufhalten, wie viel sie sich bewegen usw. Die domestizierte Haltung gewährleistet dies in vielen Fällen nicht - Unterstand/natürliche Schutzmöglichkeiten draußen ja/nein, Temperarturunterschied drinnen/draußen, natürliche Bewegungsmöglichkeiten, natürliche Kondition,... und so weiter.

Wie finde ich die richtige Größe heraus?

Um Deckenkäufe mit dem Ergebnis "passt nicht" zu vermeiden, empfehlen wir dir immer, vorab dein Pferd gemäß der Angaben/Empfehlungen des Herstellers korrekt auszumessen.

BEACHTE, DASS:

  1. dein Pferd sich im Laufe des Lebens (Wachsen/Training/Muskelauf- und abbau,..) verändert und sich damit durchaus auch relevant die Deckengröße ändern kann!
  2. sehr viel mehr Probleme, als die Meisten annehmen, daher rühren, dass die Decke nicht richtig passt (nicht ausreichend Bewegungsfreiheit, Scheuerstellen,...)

Hier gehts zur Maßanleitung und zu unserer Übersicht, wie die Decke sitzen sollte: Grössenleitfaden Pferdedecken

Welche Decke bei Teilschur?

Wer über eine Teilschur nachdenkt, möchte in der Regel Bereiche wie Hals und Brust, an denen die Pferde als erstes schwitzen, vom Winterfell befreien. Eher kälteempfindliche Bereiche wie die Rückenpartie behalten dann das Winterfell und die große Frage ist, welche Decke - und ob mit oder ohne Halsteil sinnvoll ist.

Grundsätzlich empfehlen wir, den Bereich, der ohne Winterfell Kälte, Regen oder Wind ausgesetzt ist, anderweitig zu schützen, da ohne langes Winterfell die natürliche Regulation durch das Aufstellen der Haare nicht mehr möglich ist. Nicht zwingend ist es erforderlich, dadurch auch insgesamt mit einer dickeren Decke einzudecken und kann unter Umständen auch schneller zu Überhitzung führen. Hier gilt allerdings auch - das Pferd und seine Bedürfnisse beobachten und verstehen lernen.

Können Pferde noch ihr Winterfell aufstellen, wenn eine ungefütterte Decke drauf liegt? 
Kühlt eine 0g-Decke das Pferd aus?

Wenn Pferden kalt ist, stellen sie ihr Fell auf. Dies sorgt für ein isolierendes Luftpolster. Liegt eine Decke auf dem Pferd, kann das Pferd in dem Bereich, in dem die Decke aufliegt, das Fell nicht mehr aufstellen.

Wenn wir unser Pferd zwar vor Regen und Wind schützen wollen, aber (noch) keine zusätzliche Wärmeisolierung notwendig ist, empfiehlt sich eine 0g Decke mit einer speziellen Zwischenschicht zur Verbesserung der Klimaregulation auch bei feuchtkaltem Wetter.

Unsere Modelle WINDCHILL 00 und RAIN-DEAR 00 haben diese spezielle Zwischenschicht integriert:

Was kann ich machen, damit die Mähne nicht teilweise abgescheuert ist?

Zunächst bitte einmal prüfen, ob die gewählte Größe und Passform wirklich die richtige ist. Decken, die nicht richtig sitzen oder die falsche Größe für dein Pferd haben, können zu viel Druck auf den Widerrist oder die Mähne verursachen.

Mit der richtigen Größe und Passform lässt sich einiges an Scheuerpotential reduzieren bzw. minimieren - wenn gleich jedoch auch nicht in allen Fällen komplett vermeiden. Unserer Erfahrung nach haben Produkte wie ein Brustschutz oder Skinguard, unter der Decke verwendet geholfen, in anderen auch nicht.

Ist es möglich, nur bei Regen dünn einzudecken und die Decke dann wieder ab zu lassen?

Unserer Erfahrung nach auf jeden Fall. Wer nicht scheren möchte und beobachtet hat, dass das Pferd am zufriedensten und gesündesten ohne Decke ist bzw. den Großteil der Zeit auskommt, spricht absolut nichts dagegen nur dann mit einer Regendecke einzudecken, wenn das Wetter so richtig fies wird und es für das Pferd draußen auf der Weide/dem Paddock anderweitig nicht oder nur eingeschränkt möglich ist, sich gegen entsprechende Wetterverhältnisse zu wappnen. Manche Pferde reagieren auch besonders empfindlich im Rückenbereich, wenn dieser nass wird oder Zug bekommt, würden aber bei etwas wärmeren Temperaturen oder wenn die Sonne raus kommt zu stark anfangen zu schwitzen, wenn die Decke dauerhaft drauf bleibt.

Lieber eine Fleece-Regendecke oder 50g Füllung?

Fleece als Lining empfehlen wir aufgrund der stark eingeschränkten Gleitfunktion auf dem Pferdefell eher nicht. Eine gut sitzende und passende Outdoordecke, die das Pferd einen Großteil des Tages trägt, sollte sich im natürlichen Rahmen der Bewegung des Pferdes mitbegwegen - und damit ohne Reibung zu verursachen oder gar am Fell zu haften, mit "gleiten" können. Als Lining empfehlen wir daher Outdoordecken mit glatten Materialien, wie z.B. Satin oder unser speziell entwickeltes DRYsense-Lining.

Als 0g-Variante mit spezieller Zwischenschicht zur verbesserten Klimaregulation empfehlen wir unsere WINDCHILL 00 oder RAIN-DEAR 00.

Was genau bedeutet die Wassersäule?

Definition Wassersäule:

Die Maßeinheit für die Wasserdichte eines Materials ist die Wassersäule. Diese gibt an, ab welchem Wasserdruck Feuchtigkeit durch den Stoff dringt. Eine Wassersäule von 5.000 mm entspricht ca. 0,5 bar. Je größer der Wert, umso besser hält das Material Wasser stand. Für eine Outdoordecke ist zudem entscheidend, dass die Nähte wasserdicht verarbeitet sind, zum Beispiel getaped oder verschweißt. 

Mythos: Pferde schieben kein Winterfell, wenn man zu früh eindeckt. Stimmt das?

Zwei Faktoren müssen hierzu zunächst beachtet werden:

TAGESLICHT BEEINFLUSST HORMONE  - Werden die Tage kürzer, läutet die Zirbeldrüse im Gehirn des Pferdes die körpereigenen Prozesse zur Bildung des Winterfells ein. Diese hormonelle Steuerung hängt ausschließlich mit der Länge des Tageslichts zusammen.

GEFÜHLTE KÄLTE MACHT MELDUNG - Ein zweiter Faktor, der Pferden eine Anpassung an die kalte Jahreszeit ermöglicht, sind die tatsächlichen Kältereize. Damit reguliert der Körper notwendige Reaktionen auf das aktuelle Klima. Deshalb verfügen Pferde im Offenstall über ein dichteres und längeres Fell als Pferde in Stallhaltung.

Wer der Ausbildung des Winterfells entgegenwirken möchte, muss frühzeitig, bereits in der Übergangszeit, mit dem Eindecken beginnen. Nur so lassen sich auch vereinzelte Kältereize als Auslöser der Fellbildung konsequent vermeiden. Sobald die Nächte im Spätsommer kälter werden und Temperatursprünge zwischen wohliger Wärme im Stall und herbstlicher Frische draußen spürbar sind, ist es Zeit für Übergangsdecken. Für die erste Zeit genügt es nachts einzudecken, wenn die Sonne tagsüber noch ausreichend wärmt. Kommen Pferde früh morgens aus dem warmen Stall in die morgendliche Frische, sollte der Temperaturschock mit einer dünnen Decke abgemildert werden. Eine Decke mit heller, sonnenlichtreflektierender Farbe heizt weniger auf, wenn die Sonne im Spätsommer und Herbst noch kräftig wärmt. Sobald das Wetter wechselhafter, windiger und regnerischer wird, schützt eine Decke den empfindlichen Rücken und die Muskulatur. Je weiter die Temperaturen sinken, desto mehr muss bei der Wahl der Winterdecken die Grammatur steigen.

Wie trocken muss das Pferd nach dem Reiten sein, dass man es wieder eindecken kann?

Von uns gibt es dazu eine klare Antwort: vollständig trocken.

Unabhängig von etwaigen Materialeigenschaften unterscheiden wir grundsätzlich zwischen den Parametern Atmungsaktivität und Feuchtigkeitstransport in der gezielten Funktion des jeweiligen Einsatzbereiches. 

Die Atmungsaktivität bezeichnet die Fähigkeit eines Stoffes, Wasserdampf von innen nach außen entweichen zu lassen. Das sorgt für ein angenehmes, trockenes Tragegefühl und verhindert Überhitzung. Um Aufschluss über diesen Wert zu geben, gibt es verschiedene Messverfahren. Der MVTR-Wert (Moisture Vapor Transmission Rate) gibt an, wie viel Wasserdampf in 24 Stunden durch eine Fläche von einem Quadratmeter verdunstet (zum Beispiel: 3.000 g/m²/24h).

Wenn das Pferd jedoch nass geschwitzt ist, muss das Material in der Lage sein, in möglichst kurzer Zeit eine sehr viel höhere Menge an Feuchtigkeit abzutransportieren. Hierzu eigenen sich Materialien, die dank vergrößerter Oberflächenstruktur sehr viel Feuchtigkeit in besonders kurzer Zeit transportieren können - dafür haben wir Abschwitzdecken mit unserem 3D AIR® Dry Material entwickelt. 

Die Kombination eines besonders feuchtigkeitstransportierenden Materials mit dem wasserdichten Obermaterial einer Outdoordecke ist zwar möglich und umgesetzt, aber nicht für den vergleichbaren Einsatz einer Abschwitzdecke geeignet, denn: das wasserdichte Obermaterial auf der darunter liegenden feuchtigkeitstransportierenden Schicht schränkt die Funktion des Feuchtigkeitstransports erheblich ein. Das Ergebnis ist, dass sich Hitze staut, Feuchtigkeit sehr viel schwerfälliger abtransportiert werden kann und das Pferd erst stark überhitzt und anschließend auskühlt, weil es darunter zu lange nicht richtig trocken wird.

Natürlich wollen und können wir nicht jedes Mal unendlich lange warten, bis das Pferd vollständig abgeschwitzt ist. Trotzdem ist es wichtig, dass wir unsere Pferde sanft wieder runterkühlen. Wie das geht und was zu beachten ist, erfährst du ausführlich in unserem Blogbeitrag: Richtig abschwitzen: Pferde sanft wieder runterkühlen. 

Bedenke bitte auch, dass unter Umständen ein bereits trockenes Pferd nochmals ins Nachschwitzen kommen kann, wenn die Outdoordecke wieder aufgelegt wird. Um dies zu vermeiden bei Pferden, die dazu neigen, empfehlen wir unsere Outdoordecke 3D AIR RAIN.

Am besten lässt sich dies vergleichen, wenn wir uns vorstellen, direkt nach dem Joggen eine Outdoorjacke mit einer guten bzw. vergleichbaren Wassersäule und Atmungsaktivität anzuziehen. 

Wenns regnet und ich die Decke zum Reiten ausziehe, kann ich dann die Nasse wieder drauf legen?

Auch wenn wir als Mensch oftmals ein schlechtes Gewissen haben eine Decke, die von außen nass ist wieder aufs Pferd zu legen: Auf dem Pferd trocknet sie am schnellsten - und unserer Erfahrung nach ist das völlig unbedenklich, sofern die Unterseite trocken ist!

Was wir manchmal kennen, ist, dass die Decke, die wir nach dem Reiten wieder auflegen wollen, sich an der Unterseite klamm bzw. feucht anfühlt. Unter bestimmten Luftfeuchtigkeits- und Temperaturbedingungen bildet sich Kondenswasser, wenn die Decke, die von außen nass ist, nicht auf dem Pferd liegt.
Um diese Herausforderung zu lösen, haben wir unser DRYsense-Lining entwickelt: Die besondere soft-trockende Haptik sorgt dafür, dass sich auf der Innenseite kein Kondenswasser bildet, wenn die Decke zum Trocknen während des Reitens im Stall oder der Sattelkammer hängt. So kannst du ganz unbesorgt deine Outdoordecke nach dem Reiten wieder auflegen. Darum lieben wir unser DRYsense-Lining. 🙂

Für einen intensiven Austausch, eine individuelle Produktberatung oder dein persönliches Anliegen hast du die Möglichkeit, einen telefonischen Beratungstermin bei unserem Support-Team zu buchen. Wähle über unseren Terminbuchungsassistenten deinen gewünschten Zeitpunkt aus und wir rufen dich an!