FELLBILDUNG: DER NATÜRLICHE RHYTHMUS
TAGESLICHT BEEINFLUSST HORMONE
Werden die Tage kürzer, läutet die Zirbeldrüse im Gehirn des Pferdes die körpereigenen Prozesse zur Bildung des Winterfells ein. Diese hormonelle Steuerung hängt ausschließlich mit der Länge des Tageslichts zusammen.
GEFÜHLTE KÄLTE MACHT MELDUNG
Ein zweiter Faktor, der Pferden eine Anpassung an die kalte Jahreszeit ermöglicht, sind die tatsächlichen Kältereize. Damit reguliert der Körper notwendige Reaktionen auf das aktuelle Klima. Deshalb verfügen Pferde im Offenstall über ein dichteres und längeres Fell als Pferde in Stallhaltung.
WINTERFELL KOSTET KRAFT
Das Winterfell entwickelt sich erst allmählich: Bis in den Dezember hinein werden die zunächst kurzen Winterhaare länger und durch dichte, plüschige Unterhaare ergänzt. So entsteht ein schützender Pelz aus zwei Schichten, an dessen langen Oberhaaren Wasser gut ablaufen kann. Die Bildung des Winterfells ist für das Pferd durchaus ein Kraftakt, und anders als viele Reiter annehmen, bedeutet auch das Abstoßen des Winterfells im Frühling eine enorme Anstrengung für den Organismus. Sowohl die langen Oberhaare als auch die dichte Unterwolle müssen nacheinander dem kurzen, dünnen Sommerfell Platz machen. Das Abhaaren kann unter Berücksichtigung regionaler Unterschiede bis zu vier Monaten dauern.
AUFBAU DES WINTERFELLS
Oberhaare: Wasserabweisend
Unterwolle: Wärmend, Haare stellen sich bei Kälte auf, sodass ein wärmendes Luftpolster entsteht. Saugt Wasser auf, trocknet langsam.
Intaktes Winterfell isoliert besonders gut. Die Körperwärme entweicht nicht nach außen, Kälte, Schnee und Regen werden vom Körper fern gehalten.
SOMMERFELL: EIN KURZES VERGNÜGEN
WENIGER SCHWITZEN
GESCHOREN WARM BLEIBEN
SCHUTZ BEI WETTEREXTREMEN
ENERGIESPAREN: ALTER UND REKONVALESZENZ
Alte oder kranke Pferde verfügen oftmals über wenige oder gar keine Energiereserven bei gleichzeitig unzureichender Futterverwertung. Zahnprobleme oder Verdauungsbeschwerden erschweren die Aufnahme der Nährstoffe aus dem Futter, daher kostet es viel Aufmerksamkeit und Mühe, das Gewicht dieser Pferde zu halten. Durch korrektes Eindecken reduzieren sich die Anforderungen im Fellwechsel und der Organismus kommt mit einer geringeren Stoffwechselleistung aus. Das spart Kraft und Energie und unterstützt den Erhalt eines stabilen Körpergewichts während des Winters.
MANCHE HABEN DEN PLÜSCH IM BLUT
VORTEILE FÜR PFERDE DURCH OPTIMALES EINDECKEN
RICHTIGES EINDECKEN
AB WANN IST EINDECKEN SINNVOLL?
Wer der Ausbildung des Winterfells entgegenwirken möchte, muss frühzeitig, bereits in der Übergangszeit, mit dem Eindecken beginnen. Nur so lassen sich auch vereinzelte Kältereize als Auslöser der Fellbildung konsequent vermeiden. Sobald die Nächte im Spätsommer kälter werden und Temperatursprünge zwischen wohliger Wärme im Stall und herbstlicher Frische draußen spürbar sind, ist es Zeit für Übergangsdecken. Für die erste Zeit genügt es nachts einzudecken, wenn die Sonne tagsüber noch ausreichend wärmt. Kommen Pferde früh morgens aus dem warmen Stall in die morgendliche Frische, sollte der Temperaturschock mit einer dünnen Decke abgemildert werden. Eine Decke mit heller, sonnenlichtreflektierender Farbe heizt weniger auf, wenn die Sonne im Spätsommer und Herbst noch kräftig erwärmt. Sobald das Wetter wechselhafter, windiger und regnerischer wird, schützt eine Decke den empfindlichen Rücken und die Muskulatur. Je weiter die Temperaturen sinken, desto mehr muss bei der Wahl der Winterdecken die Grammatur steigen.